24. August 2016

EINZELAUSSTELLUNG – CHRISTOPHE GUYE GALERIE

Jetzt ist es soweit: Ich zeige meine etwas andere und analoge Multimediashow «This Sense of Wonder» in der Galerie Christophe Guye in Zürich. Ergänzt werden die Projektionen mit neuen Blumenstillleben und Leuchtkästen.
Die Ausstellung dauert vom 25. August bis zum 29. Oktober 2016.
Die Öffnungszeiten der Galerie: Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr, Samstag von 11 bis 16 Uhr.
Galerie Christophe Guye
Dufourstrasse 31
8008 Zürich
http://christopheguye.com/

Ich freue mich, den wunderbaren Text zur meinen Werken von Dominique von Burg zu präsentieren:
«Noch selten haben uns Bilder des Zerfalls und der Verwesung so in Bann gezogen, in ihrer Faszination und in ihrem Schrecken. Havarierte Schmetterlinge und Käfer, vom Leben gezeichnete Gesichter jüngerer und älterer Menschen tauchen aus einem Caravaggio’esken dunklen Bildgrund auf. Die Augen mit festem Blick auf den Betrachtenden gerichtet, scheinen sie in ihrer ungeheuren Präsenz ein Zwiegespräch zu fordern. Verwelkte oder fast verdorrte Blumen in Vasen und ausgestopfte Tiere repräsentieren exemplarische Memento Mori Bilder.
Die aussergewöhnlichen, analog fotografierten Bilder zeigen schlichte Motive oder Szenen, die Brigitte Lustenberger (*1969, Zürich) mit Chiaroscuro-Effekten auf eine höchst ästhetische Weise und zuweilen mit theatralischen Gestaltungsmitteln inszeniert. Präsentiert sind sie als gedruckte Bilder, in Leuchtkästen oder als Dia-Projektionen und sprechen zudem vom Interesse der Künstlerin am Medium an sich, seiner Geschichte, sowie der Ambivalenz zwischen dem technischen Apparat und dem subjektiven Bild. Das Konzept des Blickes verhandelt die Fotografin etwa anhand der sparsam disponierten Bilder, welche die Betrachtenden zu Assoziationen anregen. Die Fotografin lenkt den Blick des Publikums in eine bestimmte Richtung und lädt damit gleichzeitig ein Bild mit Bedeutung auf; so wenn eine Schwangere erzürnt und ratlos in eine Ecke blickt und ein entsprechend ideales Projektionsobjekt abgibt. Brigitte Lustenbergers pikturalistisch anmutende und inszenierte Fotografien suggerieren die gerahmten Videobilder von Gabriella Gerosa, die vielfach altmeisterlich komponierte Stillleben, Genres oder Intérieurs in abendländischer Tradition wieder aufleben lässt. Dieser Eindruck wird durch die stets fixierte Kameraführung verstärkt. Die Zeit scheint stillzustehen und eine traumartige Atmosphäre kommt auf, die eine ähnlich starke suggestive Kraft entfaltet, wie wir sie von Lustenbergers Fotografien kennen.
Mit ihren Memento Mori Bildern sucht Brigitte Lustenberger dem Mysterium der Zeit beizukommen. Dessen Personifikation ist Chronos, der bekanntlich alle seine Kinder frisst, insofern als sich alles im Dunkel der Zeit verliert und auflöst. Eine Ausnahme bildet da Zeus als Repräsentant der Macht, dessen Mythos man dahin gehend deuten könnte, dass, wer Macht über sich selbst gewinnt, sprich über seine Unzulänglichkeiten, auch Macht über die Zeit erlangt. Es gilt die Essenz den Klauen der Zeit zu entreissen und daraus die entsprechenden Erfahrungen zu erzielen oder andernfalls von Chronos verschlungen zu werden. Dem bewussten Menschen hingegen begegnet Chronos als weiser Alter, der die Zeit in einen Weg zu sich selbst verwandelt. Die Fotoarbeiten von Brigitte Lustenberger im Lichte dieses Mythos betrachtet, zeigen die Künstlerin einerseits mit dem Anhalten der Zeit und dem Tod beschäftigt und andererseits danach strebend, die Lebendigkeit im festgehaltenen Bild zu perpetuieren. Zwischen diesen beiden Bedeutungsdimensionen lässt uns Brigitte Lustenberger eine zugleich vertraute und fremde Welt voller Ahnungen und Rätsel aufspüren.»

 Dominique von Burg, Juli 2016