01. Juni 2010

inside out part II in der Kunsthalle Luzern

inside out part II - Kunsthalle Luzern

inside out part II - Kunsthalle Luzern

inside out part II - Kunsthalle Luzern

inside out part II - Kunsthalle Luzern

Brigitte Lustenberger zeigt zum ersten Mal in diesem Umfang ihre mehrjährige Arbeit Was bisher geschah …
Ausstellung vom 5. Juni – 11. Juli 2010 in der Kunsthalle Luzern Was bisher geschah … ist eine Zusammenführung fotografischer Porträts, Tableaux Vivants und Stilleben, die alle in irgendeiner Weise miteinander verbunden sind und Geschichten erzählen: ein Art barocke TV-Serie. Was bisher geschah … ist ein offenes Projekt, ähnlich dem Konzept von TV-Serien, denen beliebig weitere Episoden angefügt werden und wo immer mal wieder neue PortagonistInnen auf- oder abtauchen. Bilder einer Compilation sind nicht fester Bestandteil einer Serie, wie das üblich ist in der Fotografie. Es sind Einzelbilder, die in umfangreichen oder kleinen Serien oder als Einzelbilder präsentiert werden können.

- Die ProtagonistInnen von Was bisher geschah … werden mittels fotografischen Porträts vorgestellt.

- Die Tableaux Viviants ersetzen die Film Stills und deuten Geschichten und Beziehungen zwischen den ProtagonistInnen an. Die Tableaux Vivants basieren auf Vorlagen von Barocken Malern und Malerinnen wie Jan de Bray, Frans Hals, Artemisia, Caravaggio oder Rembrandt. In allen Fotografien evozieren Blicke Geschichten.

- Stilleben zeigen metaphorisch die Vergänglichkeit und die von Menschenhand herbeigeführten Interventionen und Änderungen des Schicksals auf.


Schon länger setze ich mich mit dem Thema der Vergänglichkeit auseinander – und zwar auf mehreren Ebenen. Da steht einerseits das Auswählen, das Inszenieren, das Beobachten beim «Vergehen und Verwelken» der Gegenstände und das Fotografien, das Bannen auf Negativ, das dem Innehalten eines Augenblickes gleichkommt. So sinniere ich über das Leben und den Tod, unsere Vergänglichkeit – und arbeite ihr entgegen, indem ich versuche dem Verfall (auf fotografische Art und Weise) entgegenzuwirken.

Andererseits setze ich mich intensiv mit dem Medium der Fotografie auseinander. Die Fotografie scheint die Vergänglichkeit aufzuhalten, weil sie Augenblicke festhält und scheinbar der Vergänglichkeit entreisst. Doch diese festgehaltenen Augenblicke sind schlussendlich nur die Repräsentationen des Vergangenen – ein (vermeintlicher) Abdruck eines Gegenstandes oder eines Geschehens. Dass alle meine Fotografien in analoger Weise entstehen (Negativ und Fotografieabzug) ist daher gut verständlich. Das Licht hinterlässt einen «Abdruck» auf dem Negativ, der dann wieder mittels einer Lichtquelle auf Fotopapier hinterlassen wird. Wie schon der Fotografie-Pionier William Henry Fox Talbot 1846 in seinem Text «Pencil of Nature» herausstrich, ist die analoge Fotografie mit Lichtzeichnungen durchaus vergleichbar.

«The plates of the present work are impressed by the agency of Light alone, without any aid whatever from the artist's pencil. They are the sun-pictures themselves, and not, as some persons have imagined, engravings in imitation.»


Bei der digitalen Fotografie zeichnet zwar das Licht noch immer auf dem digitalen Chip, doch sobald das Bild weiterverarbeitet wird, wird es in binäre Codes übersetzt und die sichtbare Spur des Lichtes verschwindet in Nullen und Einsen.

Ich arbeite vornehmlich mit vorhandenem Licht, d.h. dass ich nur mit Fensterlicht arbeitete.  Die Belichtungszeiten sind oft sehr lang, zwischen einer Viertel Sekunde bis zu mehreren Minuten. Dies ergibt ein wunderschönes, feines Licht, das die Sujets aus dem Dunkeln herausholt: das Licht zeichnet und malt – eine Hommage an die analoge Fotografie. Der Prozess des Spuren-hinterlassen auf dem Negativ wird so zur eigenen intensiven Erfahrung.

Die Tableaux vivants und die Stilleben werden alle mit einer Grossformat-Kamera auf 4x5in  Negative – das sind Negative in Postkartenformat – belichtet. Dies ist immer noch einer der schönsten fotografischen Prozesse; sehr langsam, da pro Film nur ein Bild bzw. ein Negativ belichtet wird. Die Schärfe und die Farbtiefe des fotografischen Bildes sind einzigartig. Die kleinen Porträts werden mit einer Mittelformat-Kamera auf 6x6cm-Film belichtet.